Illustration: Die Hand eines Menschen drückt die eines anderen zu Boden. Die Detailszene deutet eine Vergewaltigung an.

Vergewaltigung

Wussten Sie schon ... dass die meisten Vergewaltigungen zu Hause geschehen? Wer wirklich schuld an einer Vergewaltigung ist? Was Sie tun können, wenn Sie vergewaltigt wurden? Und was Sie tun sollten, um einem vergewaltigten Menschen zu helfen? Nein? Dann lesen Sie hier weiter.

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Worterklärung (Definition)

Was ist eine Vergewaltigung?

Vergewaltigung ist eine sexuelle Handlung gegen den Willen eines Menschen. Bei einer Vergewaltigung dringt der Täter oder die Täterin in den Körper eines anderen Menschen ein: in die Scheide (vaginale Vergewaltigung), den Po (anale V.) oder den Mund (orale V.), zum Beispiel mit dem Penis. Manchmal kann eine Vergewaltigung auch mit den Fingern/der Hand oder einem Gegenstand erfolgen.

Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung

  • Sexuelle Nötigung bedeutet: Jemand zwingt einem anderen Menschen sexuelle Handlungen auf.
  • Die Vergewaltigung ist eine besonders schwere Form der sexuellen Nötigung oder des sexuellen Übergriffs.
  • Sind zwei oder mehr Täter oder Täterinnen beteiligt, spricht man von einer gemeinschaftlich begangenen Vergewaltigung.
  • Sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung im Strafrecht: zu § 177 StGB.
Zahlen & Fakten

Vergewaltigung: 5 Fakten, die Sie kennen sollten

Vergewaltigung: Wo ist der gefährlichste Ort?

In den Medien liest und hört man meist von Vergewaltigungen im öffentlichen Raum: im Club, nach dem Volksfestbesuch, im Stadtpark. Wenig berichtet wird über Vergewaltigungen im häuslichen Umfeld. Doch Tatsache ist: Die meisten Vergewaltigungen finden zu Hause statt: durch Partner und Partnerinnen, Ex-Partner oder Ex-Partnerinnen oder Personen aus dem Bekanntenkreis.

Kurz erklärt: Cis-, Trans- und Inter-Menschen

Cisgeschlechtliche/Cis-Menschen fühlen sich ihrem biologischen Geschlecht zugehörig. Sie haben weibliche (männliche) Geschlechtsmerkmale und empfinden sich als Frau (Mann).

Transgeschlechtliche/Trans-Menschen haben zwar auch eindeutig weibliche oder männliche Geschlechtsmerkmale. Doch sie fühlen sich nicht (oder nicht nur) diesem biologischen Geschlecht zugehörig.

Intergeschlechtliche/Inter-Menschen haben keine eindeutig weiblichen oder männlichen Geschlechtsmerkmale.

Sind junge Frauen besonders gefährdet?

Nein! Bei einer Vergewaltigung innerhalb einer Ehe, eingetragenen Lebenspartnerschaft oder Partnerschaft gibt es kaum Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Bei einer Vergewaltigung außerhalb der Ehe/Partnerschaft überwiegt die Zahl jüngerer Opfer nur geringfügig. Mit der Vergewaltigung zeigen die Täter und Täterinnen ihre Macht. Dabei unterscheiden sie sich kaum nach dem Alter – und auch nicht nach Merkmalen wie zum Beispiel Einkommen, Wohnort oder der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe.

10/100

Jede siebte Frau bzw. Jugendliche über 16 Jahren hat schon sexuelle Gewalt erfahren. Jede zehnte Frau wurde vergewaltigt bzw. hat eine versuchte Vergewaltigung erlebt.   

(Quelle: Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“)

(K)ein Tabuthema: Vergewaltigung von Jungen und Männern

Auch Jungen und Männer werden vergewaltigt. Von Männern und auch von Frauen. Vergewaltigte Männer: Diese Tatsache widerspricht so sehr dem vorherrschenden Klischee vom „starken Mann“, dass sie lange Zeit totgeschwiegen wurde. Auch für betroffene Männer war und ist es schwer, sich zu öffnen und Hilfe zu suchen. Deshalb gibt es auch Anlaufstellen für Männer, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Das 2020 eingerichtete bayernweite Hilfetelefon „Gewalt an Männern“, lokale Beratungsstellen und Wohnungen bieten Unterstützung und Schutz (Adressen und Links finden Sie ganz unten in der HILFE-Box!). Und allmählich wächst auch in unserer Gesellschaft das Bewusstsein: Männer, die Gewalt erfahren und nicht mit Gegengewalt antworten, die Gewalt erleiden und Hilfe suchen, sind nicht schwach, sondern im Gegenteil: sehr stark.

Auswirkungen

Mögliche Folgen einer Vergewaltigung

Schmerzen, Ohnmacht, Ängste, vielleicht auch Wut, oft ein Schock: Die Folgen einer Vergewaltigung ähneln teilweise denen von körperlicher Gewalt. Bei einer Vergewaltigung kommen aber noch weitere schwerwiegende Auswirkungen hinzu.

  • In vielen Fällen eine schwere psychische Erkrankung wie etwa eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Eine mögliche Infektion, zum Beispiel mit Chlamydien, Feigwarzen (HPV) oder Hepatitis B.
  • Bei Frauen: die Angst vor einer Schwangerschaft.
  • Das überwältigende Gefühl von Scham.
  • In unserer Gesellschaft spricht man bis heute nur wenig über alles, was „da untenrum“ passiert: nicht über den Körper, nicht über Sexualität und schon gar nicht über sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung. Menschen, die vergewaltigt wurden, wollen und können oft nicht über das Erlebte sprechen – oder sich gar in einer Arztpraxis ausziehen und untersuchen lassen. Die Scham macht sie sprachlos. Und die Sexualität, das beglückende intime Zusammensein mit einem anderen Menschen, wird für sie besudelt, entwertet, von Ekel besetzt – oft für lange Zeit.
  • Die Furcht vor Ablehnung und Schuldzuweisungen.
  • In vielen Köpfen stecken noch immer absurde Vorurteile, von „Kein Wunder, so wie sie angezogen ist“ bis zu „Sie wollte es doch auch“ oder „Ein Mann kann gar nicht vergewaltigt werden“. Es wird Zeit, dass wir allen Menschen, die vergewaltigt wurden, genauso begegnen wie den anderen Menschen, die Gewalt erlitten haben: einfühlsam, wertschätzend und hilfsbereit.

Niemand hat ein Recht auf Ihren Körper. Niemand darf Sie zu sexuellen Handlungen zwingen. Auch nicht Ihre (Ehe-/Lebens-)Partnerin oder Ihr (Ehe-/Lebens-)Partner. Eine Vergewaltigung ist niemals berechtigt. Wenn Sie vergewaltigt wurden, ist das NICHT Ihre Schuld, Scham oder Schande. Sondern allein die des Täters oder der Täterin .

Eine Frau sitzt im Bett. Sie drückt die Bettdecke in einer verzweifelten Geste ans Gesicht.

Symbolbild: „Nein“ heißt nein: Zum Sex darf Sie niemand zwingen. Auch nicht in der Ehe oder Partnerschaft. 

Was kann ich tun?

Wenn Sie selbst vergewaltigt wurden

  • Rufen Sie die Polizei: Notruf 110

Sie möchten nicht die Polizei einschalten?

  • Bleiben Sie nicht allein. Wenden Sie sich an einen Menschen, der Ihnen nahesteht.
  • Und/oder: Rufen Sie eine Beratungsstelle an. Dort erwarten Sie Ansprechpersonen, die Sie verstehen und einfühlsam und vertraulich beraten. Und Sie bekommen die Adressen von Anlaufstellen in Ihrer Nähe, zum Beispiel erfahrenen Praxen oder Ambulanzen. Infos finden Sie unten in der „HILFE“-Box.
  • Gehen Sie zur Ärztin bzw. zum Arzt oder in die Notaufnahme: zur Wundversorgung, Behandlung akuter Folgen psychischer Traumatisierung, Verhütung von Infektionen und/oder einer Empfängnis und, wenn Sie einverstanden sind: um Spuren zu sichern.

Wenn ein Vergewaltigungsopfer sich an Sie wendet

Eine Vergewaltigung verletzt unsere intimsten Bereiche, körperlich und seelisch. Und sie macht oft sprachlos. Eine Vergewaltigung verkehrt die Welt: Nicht der Täter oder die Täterin empfindet Scham, sondern das Opfer. Viele Menschen ziehen sich nach einer Vergewaltigung zurück, statt Hilfe zu suchen. Die Vorstellung, betrachtet und berührt zu werden, ist ihnen unerträglich. Genauso wie der Gedanke, das Erlebte der Polizei schildern zu müssen – und die Angst, auf Skepsis und Ablehnung zu stoßen.

Egal, ob Sie ein Mensch im privaten oder im beruflichen Umfeld nach einer Vergewaltigung um Hilfe bittet:

  • Hören Sie zu.
  • Nehmen Sie die Schilderung ernst.
  • Zeigen Sie, dass Sie auf der Seite des Opfers stehen.
  • Fragen Sie, was dem betroffenen Menschen jetzt guttun könnte. Wenn sie oder er einverstanden ist: Schalten Sie weitere Anlaufstellen ein (zum Beispiel Ärztin oder Arzt, Krankenhaus, Polizei, Beratungsstelle ...). Wichtige Anlaufstellen finden Sie unten in der „HILFE“-Box.
Hier finden Sie Hilfe

VERGEWALTIGUNG: BERATUNG & HILFE